08.01.2023 Dresden – Chemiefabrik | Misþyrming, Kringa, Ritual Death, Nubivagant (ausverkauft) | zur liste ↑
Dank der Absurden Rituale erstes Konzert des Jahres und direkt ein echtes Brett zum Sonntag-Abend mit einem sehr internationalen Line-Up, da alle 4 Bands aus unterschiedlichen Ländern kamen. Mir sagte im Vorfeld nur die isländische Band Misþyrming etwas bzw. hatte ich mal mehr oder weniger zufällig in deren doch recht beeindruckende Liveperformance auf dem letztjährigen Graspop-Festival reingeschaut. Die Erwartungshaltung war demnach schon recht „hoch“ und ich hatte im Vorfeld auch nicht in die Alben reingehört – ob sich diese erfüllt hat, wird sich nach Abhandlung der 3 anderen (davor spielenden Bands) geklärt haben. Den Opener machte das italienische Duo Nubivagant, das mir in ihren dunklen Roben mitsamt Kapuzen direkt zusagte und eine sehr ansprechende, atmosphärische Black Metal-Mischung kredenzte und den Abend optimal eröffnete. An die schwedischen Ritual Death kann ich mich nicht mehr so wirklich erinnern, was nicht heißen muss, dass die unbedingt schlecht waren bzw. sind, aber mit ihrem (eher schleppenden) doomigen Black/Death-Stil einfach nicht so sehr meinem Geschmack entsprachen. Die Bühne war entsprechend okkultmäßig mit Kerzen etc. hergerichtet und der Sänger versteckte sich hinter einer Robe sowie einer Totenkopfmaske. Aber warum auch nicht, am Ende trug er darunter eine FFP2-Maske und das schien ihm auf der Bühne ggf. zu absurd?
Sehr interessant fand ich dann vor Band #3, den österreichischen Kringa, wie sich die Bandleute optisch binnen Minuten vom braven Outfit während des Soundchecks zu „fiesen Gestalten“ verwandelten. Die Band war mir bis dato von Namen als auch ihrer Musik ebenfalls unbekannt und hat mich mit ihrem atmosphärischen Black Metal, dem fiesen Gesang und einem wahnsinnig guten Schlagzeuger direkt abgeholt. Das aktuelle Album ist auf (s)eine positive Art sehr eigentümlich, hebt sich damit aber deutlich vom Einheitsbrei ab und wird es sicherlich öfters in die Gehörgänge schaffen; generell empfand ich die Musik beim Konzert als auch auf dem Album stimmungsmäßig ähnlich wie das Album „Zeitlang“ der bayrischen Band Gràb.
Abschließend brach über die proppevolle Chemiefabrik das fast schon zu erwartende I n f e r n o namens Misþyrming herein und nein, es ist nicht im Sinne einer „Misshandlung“ gemeint, wie der Bandname auf deutsch übersetzt heißt. Vielmehr weckte die von der Band verbreitete Stimmung Assoziationen zu eigenen (und teilweise höchst stürmischen) Erlebnissen auf dieser wunderschönen Insel namens Island. Zum Auftakt gab es das unglaublich großartige, drückende und irgendwie den gesamten Körper einnehmende „Orgia“ auf die Lauscher und damit war der weiterführende, ca. 45-minütige Weg vorgezeichnet. Der Sound der Band ist schwer zu beschreiben, da der meines Erachtens sehr vielfältig und mit viel Liebe zum Detail kreiert ist, fiese Soundlandschaften treffen auf rasende Parts, beinahe Motörhead-, Kvelertak- und auch punkmäßige gefolgt von fast schon postrockigen Passagen, das o.g. erste Stück vereint diese ganzen stilistischen Komponenten ziemlich treffend. Dazu ein (für mich) ziemlich herausragender, einzigartiger Gesang sowie die isländischen Texte und entsprechendes Bühnenstyling inklusive reichlich verschmierten rotem Kunstblut. Natürlich war der Sound live wesentlich roher und brutaler als auf den Alben selbst. Ich sehe die Band (für mich) als eine Art Nachfolger der legendären Tragedy, die es ihrerseits ähnlich gekonnt schaff(t)en, verschiedene Stilrichtungen irgendwie „prägnant“ und auch recht einzigartig bzw. mit einem großen Wiedererkennungswert zu vereinen. Für mich sind Misþyrming, deren Besetzung geschätzt übrigens kaum älter als 25 Jahre sein dürfte, in dem Genre auf jeden Fall die Band der Stunde und wer die Möglichkeit hat, sollte sich die Band anschauen.
Warum ich mir das Überalbum „Algleymi“ (eindeutig eine 10 von 10) nicht noch direkt vor Ort gekauft, sondern ein paar Tage später für entsprechend mehr € bestellt habe, erschließt sich mir im Nachgang auch nicht (mehr). Die LP ist für mich in diesem musikalischen Bereich das Beste, was ich seit dem ebenso fantastischen 2021er Album „Mortal Coil“ von Dödsrit gehört habe.
Ok, der Nerd-Alarm findet hiermit (s)ein Ende 😉
25.01.2023 Berlin – Huxleys neue Welt | Katatonia, Sólstafir, SOM | zur liste ↑
Nach fast 4 (viel zu) langen Jahren endlich mal wieder die Gelegenheit, mit Sólstafir einer meiner absoluten (Live-)Favoriten erleben zu können. Das Ganze war als Co-Headliner-Tour mit Katatonia konzipiert und sollte eigentlich im Astra stattfinden, wurde dann aber kurzfristig in das (größere) Huxleys nach Berlin-Neukölln verlegt. Da beide Locations für größere Konzerte (zumindest für mich) erstmal grundsätzlich in Ordnung und nahverkehrstechnisch gut angebunden sind, war das kein größeres Problem. Als erste Band SOM aus den USA u.a. mit ehemaligen(?) Mitgliedern von den auch von mir geschätzten Bands Junius und Caspian. Von deren ca. 30-minütigem Auftritt ist allerdings nicht so sehr viel hängengeblieben, außer dass mir der Gesang nicht so wirklich zusagte. Ich habe aber eben entdeckt, dass es von dem aktuellen Album auch eine Instrumentalversion gibt, die mir tatsächlich auch besser als jene mit Gesang gefällt.
Als zweite Band dann die unglaublichen Sólstafir, die auf der Bühne wirklich niemals enttäuschen können und von denen es mit dem wundervollen „Rökkur“ wenigstens auch 1 Lied vom aktuellen Album „Endless Twilight of Codependent Love“ live zu hören gab. Dazu u.a. die (Band-)Klassiker „Fjara“, „Köld“, „Ótta“ und das bei Konzerten stets am Ende gespielte „Goddess of the Ages“, für mich einer der besten Rausschmeißer überhaupt. Es war wunderbar, diese fantastische Band mal wieder live erlebt zu haben. Und auch wenn es draußen zum Zeitpunkt des Konzertes eiskalt war, versöhnten die 5 Isländer mit ihren ausbreitenden Sonnenstrahlen (die deutsche Übersetzung des Bandnamens) den (eigenen) Gemütszustand.
Zu anderen Headliner Katatonia kann ich irgendwie gar nicht all zu viel schreiben, von Sólstafir berauscht haben (nachfolgende) Bands kaum eine Chance auf eine wirklich faire, objektive Bewertung. Zumal mir der Gesang analog zur 1.Band des Abends ebenso weniger zusagte und mir das ganze doch etwas zu „weichgespült“ war. Der obligatorische Haken ist aber nun auch hinter diese(r) Band gesetzt.
27.01.2023 | Dresden – Riesa Efau | Kobayashi Maru, rýr | zur liste ↑
Schönes, recht spontan besuchtes Konzert im kleinen Konzertkeller des Riesa Efau in der Dresdner Friedrichstadt, in den ca. 50-60(?) Leute passen und den in den 90ern z.T. namhaftere Bands wie bspw. Doom, Ignite, aber auch Muff Potter und Fluchtweg beehrt hatten. SJES – Super Jetski Entertainment Shows organisieren da regelmäßig Konzerte mit vielen interessanten Bands, vornehmlich aus den Genres (Emo-/Post-/Screamo-)Hardcore, Postmetal & Postrock. Shame on me: Ich war tatsächlich erst im Jahr 2022 das 1.Mal bei den tollen spanischen Postrockern Syberia (mit den lokalen apoa als Vorband) selbst bei einem Konzert vor Ort und fand es auch sehr angenehm. Das Album „Transient“ des Berliner Trios rýr hatte ich im Vorfeld einige Male gehört und die Stücke als äußerst tauglich für ein Konzerterlebnis befunden (die wirklich toll aufgemachte LP wanderte nach dem Konzert in meinen Besitz). Und im Gegensatz zu den deutschsprachigen Übersetzungen des Bandnamens wie karg, spärlich oder schwach enttäuschten jene (auch) live keineswegs und brachten im komplett gefüllten Keller ihren sphärisch-monumentalen, rein instrumentalen Postmetal (FFO: Russian Circles, Omega Massif & Konsorten) bestens zur Geltung. Die 2.Band Kobayashi Maru war dann so gar nicht meine (musikalische) Baustelle, aber eine (ohne Wertung) „interessante“ Untermalung zum fröhlichen Biertrinken, spielten sie doch eine Art funkigen Spacerock (Der Bandname bezieht sich denke ich auf den Kobayashi-Maru-Test aus dem Star Trek-Universum), der uns durchaus gut zu unterhalten wusste. Die Band dürfte auf jeder Hochzeit gut ankommen 😉
29.01.2023 | Dresden – Chemiefabrik | Harakiri for the Sky, Schammasch, Groza (ausverkauft) | zur liste ↑
Wie schon beim Jahresauftaktkonzert 3 Wochen zuvor fielen erneut 3 sehr interessante Bands aus wiederum 3 verschiedenen Ländern auf einen (ebenso ausverkauften!) Sonntagabend. Die „Hauptband“ Harakiri For The Sky sind ja schon eine etwas größere Hausnummer und das ganze Package hätte sicherlich auch vor entsprechend größerem Publikum im Beatpol (finanziell) funktioniert. Sei es drum, im Lieblingsladen #1 der Stadt kehre ich ja nur all zu gern ein und als erstes spielten die bayrischen Groza, deren aktuelles Album richtig gut ist und die live ordentlich losballerten. Vor allem der Titeltrack „The Redemptive End“ mit (s)einem tollen Midtempopart blieb so richtig nachhaltig hängen. Soundmäßig bewegen sich Groza auf relativ „bewährten“ (Post-)BM-Pfaden, irgendwo zwischen Gaerea, Dödsrit, Sunken, UADA und dieser einen polnischen Band…
Den tatsächlich interessantesten, weil stilistisch am breitesten aufgestellten Part des Abends hatten die Eidgenossen Schammasch inne. Schwierig zu beschreibender Sound, z.T. sehr kolossal, aber künstlerisch jederzeit unberechenbar bzw. unvorhersehbsr und zwischendrin sogar mit einem zu dem Zeitpunkt doch ziemlich überraschenden Killing Joke-artigen, sehr wavigen Stück. Die haben u.a. auch mitsamt ihrer Bühnengestaltung und dem Licht (nicht nur mich) sehr beeindruckt, auch auf dem aktuellen Album „Hearts Of No Light“ und dürfen gerne wiederkommen 🙂
Dass die Österreicher Harakiri For The Sky schon eine Spur größer sind, konnte eindrucksvoll am Merchstand bestaunt werden, der im Barraum aufgebaut war und ca. 100 verschiedene Artikel der Band feilbot, u.a. gefühlt 50 unterschiedliche T-Shirt-Motive und anderer Klimbim. Die ersten drei Alben (mitsamt der 2022 neu eingespielten Versionen der ersten beiden Platten) des Duos, die nur live mit Verstärkung als richtige Band auftreten, finde ich noch immer richtig gut, aber mit dem dritten und erst recht mit dem aktuellen Album hatten sich HFTS soundmäßig irgendwie ein Stück weit „verloren“(?). Nichtsdestotrotz wollte ich der Band mit ihrem atmosphärischen Post-Black-Metal live trotzdem eine Chance geben bzw. diese überhaupt einmal erlebt haben und wurde größtenteils auch nicht enttäuscht. Die Schwachstelle ist meines Erachtens der gepresste Gesang, der mir oftmals nicht richtig zusagt bzw. bisweilen sogar richtig nerven kann. Musikalisch sind HFTS eine Macht und die Setlist brachte dankenswerterweise auch einige „ältere“ Lieder zum Vorschein, u.a. die epischen „Homecoming: Denied!“ sowie „Jhator“ vom zweiten Album. Die Chance hat die Band mit einem (von mir) als solide bezeichnenden Auftritt nicht wirklich vertan, am Ende gibts dann im Beatpol ein (nächstes) Wiedersehen und ich bin gespannt, wo die Reise der Band noch hingehen wird.