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08.01.2023 Dresden – Chemiefabrik | Misþyrming, Kringa, Ritual Death, Nubivagant (ausverkauft) | zur liste ↑

Dank der Absurden Rituale erstes Konzert des Jahres und direkt ein echtes Brett zum Sonntag-Abend mit einem sehr internationalen Line-Up, da alle 4 Bands aus unterschiedlichen Ländern kamen. Mir sagte im Vorfeld nur die isländische Band Misþyrming etwas bzw. hatte ich mal mehr oder weniger zufällig in deren doch recht beeindruckende Liveperformance auf dem letztjährigen Graspop-Festival reingeschaut. Die Erwartungshaltung war demnach schon recht „hoch“ und ich hatte im Vorfeld auch nicht in die Alben reingehört – ob sich diese erfüllt hat, wird sich nach Abhandlung der 3 anderen (davor spielenden Bands) geklärt haben. Den Opener machte das italienische Duo Nubivagant, das mir in ihren dunklen Roben mitsamt Kapuzen direkt zusagte und eine sehr ansprechende, atmosphärische Black Metal-Mischung kredenzte und den Abend optimal eröffnete. An die schwedischen Ritual Death kann ich mich nicht mehr so wirklich erinnern, was nicht heißen muss, dass die unbedingt schlecht waren bzw. sind, aber mit ihrem (eher schleppenden) doomigen Black/Death-Stil einfach nicht so sehr meinem Geschmack entsprachen. Die Bühne war entsprechend okkultmäßig mit Kerzen etc. hergerichtet und der Sänger versteckte sich hinter einer Robe sowie einer Totenkopfmaske. Aber warum auch nicht, am Ende trug er darunter eine FFP2-Maske und das schien ihm auf der Bühne ggf. zu absurd?
Sehr interessant fand ich dann vor Band #3, den österreichischen Kringa, wie sich die Bandleute optisch binnen Minuten vom braven Outfit während des Soundchecks zu „fiesen Gestalten“ verwandelten. Die Band war mir bis dato von Namen als auch ihrer Musik ebenfalls unbekannt und hat mich mit ihrem atmosphärischen Black Metal, dem fiesen Gesang und einem wahnsinnig guten Schlagzeuger direkt abgeholt. Das aktuelle Album ist auf (s)eine positive Art sehr eigentümlich, hebt sich damit aber deutlich vom Einheitsbrei ab und wird es sicherlich öfters in die Gehörgänge schaffen; generell empfand ich die Musik beim Konzert als auch auf dem Album stimmungsmäßig ähnlich wie das Album „Zeitlang“ der bayrischen Band Gràb.
Abschließend brach über die proppevolle Chemiefabrik das fast schon zu erwartende I n f e r n o namens Misþyrming herein und nein, es ist nicht im Sinne einer „Misshandlung“ gemeint, wie der Bandname auf deutsch übersetzt heißt. Vielmehr weckte die von der Band verbreitete Stimmung Assoziationen zu eigenen (und teilweise höchst stürmischen) Erlebnissen auf dieser wunderschönen Insel namens Island. Zum Auftakt gab es das unglaublich großartige, drückende und irgendwie den gesamten Körper einnehmende „Orgia“ auf die Lauscher und damit war der weiterführende, ca. 45-minütige Weg vorgezeichnet. Der Sound der Band ist schwer zu beschreiben, da der meines Erachtens sehr vielfältig und mit viel Liebe zum Detail kreiert ist, fiese Soundlandschaften treffen auf rasende Parts, beinahe Motörhead-, Kvelertak- und auch punkmäßige gefolgt von fast schon postrockigen Passagen, das o.g. erste Stück vereint diese ganzen stilistischen Komponenten ziemlich treffend. Dazu ein (für mich) ziemlich herausragender, einzigartiger Gesang sowie die isländischen Texte und entsprechendes Bühnenstyling inklusive reichlich verschmierten rotem Kunstblut. Natürlich war der Sound live wesentlich roher und brutaler als auf den Alben selbst. Ich sehe die Band (für mich) als eine Art Nachfolger der legendären Tragedy, die es ihrerseits ähnlich gekonnt schaff(t)en, verschiedene Stilrichtungen irgendwie „prägnant“ und auch recht einzigartig bzw. mit einem großen Wiedererkennungswert zu vereinen. Für mich sind Misþyrming, deren Besetzung geschätzt übrigens kaum älter als 25 Jahre sein dürfte, in dem Genre auf jeden Fall die Band der Stunde und wer die Möglichkeit hat, sollte sich die Band anschauen.
Warum ich mir das Überalbum „Algleymi“ (eindeutig eine 10 von 10) nicht noch direkt vor Ort gekauft, sondern ein paar Tage später für entsprechend mehr € bestellt habe, erschließt sich mir im Nachgang auch nicht (mehr). Die LP ist für mich in diesem musikalischen Bereich das Beste, was ich seit dem ebenso fantastischen 2021er Album „Mortal Coil“ von Dödsrit gehört habe.
Ok, der Nerd-Alarm findet hiermit (s)ein Ende 😉

25.01.2023 Berlin – Huxleys neue Welt | Katatonia, Sólstafir, SOM | zur liste ↑

Nach fast 4 (viel zu) langen Jahren endlich mal wieder die Gelegenheit, mit Sólstafir einer meiner absoluten (Live-)Favoriten erleben zu können. Das Ganze war als Co-Headliner-Tour mit Katatonia konzipiert und sollte eigentlich im Astra stattfinden, wurde dann aber kurzfristig in das (größere) Huxleys nach Berlin-Neukölln verlegt. Da beide Locations für größere Konzerte (zumindest für mich) erstmal grundsätzlich in Ordnung und nahverkehrstechnisch gut angebunden sind, war das kein größeres Problem. Als erste Band SOM aus den USA u.a. mit ehemaligen(?) Mitgliedern von den auch von mir geschätzten Bands Junius und Caspian. Von deren ca. 30-minütigem Auftritt ist allerdings nicht so sehr viel hängengeblieben, außer dass mir der Gesang nicht so wirklich zusagte. Ich habe aber eben entdeckt, dass es von dem aktuellen Album auch eine Instrumentalversion gibt, die mir tatsächlich auch besser als jene mit Gesang gefällt.
Als zweite Band dann die unglaublichen Sólstafir, die auf der Bühne wirklich niemals enttäuschen können und von denen es mit dem wundervollen „Rökkur“ wenigstens auch 1 Lied vom aktuellen Album „Endless Twilight of Codependent Love“ live zu hören gab. Dazu u.a. die (Band-)Klassiker „Fjara“, „Köld“, „Ótta“ und das bei Konzerten stets am Ende gespielte „Goddess of the Ages“, für mich einer der besten Rausschmeißer überhaupt. Es war wunderbar, diese fantastische Band mal wieder live erlebt zu haben. Und auch wenn es draußen zum Zeitpunkt des Konzertes eiskalt war, versöhnten die 5 Isländer mit ihren ausbreitenden Sonnenstrahlen (die deutsche Übersetzung des Bandnamens) den (eigenen) Gemütszustand.
Zu anderen Headliner Katatonia kann ich irgendwie gar nicht all zu viel schreiben, von Sólstafir berauscht haben (nachfolgende) Bands kaum eine Chance auf eine wirklich faire, objektive Bewertung. Zumal mir der Gesang analog zur 1.Band des Abends ebenso weniger zusagte und mir das ganze doch etwas zu „weichgespült“ war. Der obligatorische Haken ist aber nun auch hinter diese(r) Band gesetzt.

27.01.2023 | Dresden – Riesa Efau | Kobayashi Maru, rýr | zur liste ↑

Schönes, recht spontan besuchtes Konzert im kleinen Konzertkeller des Riesa Efau in der Dresdner Friedrichstadt, in den ca. 50-60(?) Leute passen und den in den 90ern z.T. namhaftere Bands wie bspw. Doom, Ignite, aber auch Muff Potter und Fluchtweg beehrt hatten. SJES – Super Jetski Entertainment Shows organisieren da regelmäßig Konzerte mit vielen interessanten Bands, vornehmlich aus den Genres (Emo-/Post-/Screamo-)Hardcore, Postmetal & Postrock. Shame on me: Ich war tatsächlich erst im Jahr 2022 das 1.Mal bei den tollen spanischen Postrockern Syberia (mit den lokalen apoa als Vorband) selbst bei einem Konzert vor Ort und fand es auch sehr angenehm. Das Album „Transient“ des Berliner Trios rýr hatte ich im Vorfeld einige Male gehört und die Stücke als äußerst tauglich für ein Konzerterlebnis befunden (die wirklich toll aufgemachte LP wanderte nach dem Konzert in meinen Besitz). Und im Gegensatz zu den deutschsprachigen Übersetzungen des Bandnamens wie karg, spärlich oder schwach enttäuschten jene (auch) live keineswegs und brachten im komplett gefüllten Keller ihren sphärisch-monumentalen, rein instrumentalen Postmetal (FFO: Russian Circles, Omega Massif & Konsorten) bestens zur Geltung. Die 2.Band Kobayashi Maru war dann so gar nicht meine (musikalische) Baustelle, aber eine (ohne Wertung) „interessante“ Untermalung zum fröhlichen Biertrinken, spielten sie doch eine Art funkigen Spacerock (Der Bandname bezieht sich denke ich auf den Kobayashi-Maru-Test aus dem Star Trek-Universum), der uns durchaus gut zu unterhalten wusste. Die Band dürfte auf jeder Hochzeit gut ankommen 😉

29.01.2023 | Dresden – Chemiefabrik | Harakiri for the Sky, Schammasch, Groza (ausverkauft) | zur liste ↑

Wie schon beim Jahresauftaktkonzert 3 Wochen zuvor fielen erneut 3 sehr interessante Bands aus wiederum 3 verschiedenen Ländern auf einen (ebenso ausverkauften!) Sonntagabend. Die „Hauptband“ Harakiri For The Sky sind ja schon eine etwas größere Hausnummer und das ganze Package hätte sicherlich auch vor entsprechend größerem Publikum im Beatpol (finanziell) funktioniert. Sei es drum, im Lieblingsladen #1 der Stadt kehre ich ja nur all zu gern ein und als erstes spielten die bayrischen Groza, deren aktuelles Album richtig gut ist und die live ordentlich losballerten. Vor allem der Titeltrack „The Redemptive End“ mit (s)einem tollen Midtempopart blieb so richtig nachhaltig hängen. Soundmäßig bewegen sich Groza auf relativ „bewährten“ (Post-)BM-Pfaden, irgendwo zwischen Gaerea, Dödsrit, Sunken, UADA und dieser einen polnischen Band…
Den tatsächlich interessantesten, weil stilistisch am breitesten aufgestellten Part des Abends hatten die Eidgenossen Schammasch inne. Schwierig zu beschreibender Sound, z.T. sehr kolossal, aber künstlerisch jederzeit unberechenbar bzw. unvorhersehbsr und zwischendrin sogar mit einem zu dem Zeitpunkt doch ziemlich überraschenden Killing Joke-artigen, sehr wavigen Stück. Die haben u.a. auch mitsamt ihrer Bühnengestaltung und dem Licht (nicht nur mich) sehr beeindruckt, auch auf dem aktuellen Album „Hearts Of No Light“ und dürfen gerne wiederkommen 🙂
Dass die Österreicher Harakiri For The Sky schon eine Spur größer sind, konnte eindrucksvoll am Merchstand bestaunt werden, der im Barraum aufgebaut war und ca. 100 verschiedene Artikel der Band feilbot, u.a. gefühlt 50 unterschiedliche T-Shirt-Motive und anderer Klimbim. Die ersten drei Alben (mitsamt der 2022 neu eingespielten Versionen der ersten beiden Platten) des Duos, die nur live mit Verstärkung als richtige Band auftreten, finde ich noch immer richtig gut, aber mit dem dritten und erst recht mit dem aktuellen Album hatten sich HFTS soundmäßig irgendwie ein Stück weit „verloren“(?). Nichtsdestotrotz wollte ich der Band mit ihrem atmosphärischen Post-Black-Metal live trotzdem eine Chance geben bzw. diese überhaupt einmal erlebt haben und wurde größtenteils auch nicht enttäuscht. Die Schwachstelle ist meines Erachtens der gepresste Gesang, der mir oftmals nicht richtig zusagt bzw. bisweilen sogar richtig nerven kann. Musikalisch sind HFTS eine Macht und die Setlist brachte dankenswerterweise auch einige „ältere“ Lieder zum Vorschein, u.a. die epischen „Homecoming: Denied!“ sowie „Jhator“ vom zweiten Album. Die Chance hat die Band mit einem (von mir) als solide bezeichnenden Auftritt nicht wirklich vertan, am Ende gibts dann im Beatpol ein (nächstes) Wiedersehen und ich bin gespannt, wo die Reise der Band noch hingehen wird.

11.02.2023 | Berlin – Cassiopeia | Year Of No Light, No Spill Blood (ausverkauft) | zur liste ↑

Das zweite „Auswärtsspiel“ in diesem Jahr und es ging ins eher ungeliebte Cassiopeia im RAW-Gelände in Berlin-Friedrichshain. Und nur deswegen ungeliebt, weil der Laden bei vollem Haus wirklich undankbar ist und der Genuss von Konzerten dann doch leider recht eingeschränkt ist. Die dort erlebten Konzerte von Bands wie Clowns, Adolescents, das Pelagic-Label-Festival 2019 (Lost In Kiev, Wang Wen, Labirinto usw.), Grave Pleasures, Killing The Dream, More Than Life usw. usf.) waren allesamt großartig.
Zurück ins Jahr 2023 und als erste Band spielten die für mich bis dato völlig unbekannten No Spill Blood aus Irland. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah und war von dem Dargebotenen einfach nur begeistert. Dass mich eine Band praktisch aus der „Kalten“ nochmal so überraschen würde, hätte ich auch nicht gedacht (und ich habe schon viele Bands live gesehen). Das war ein bombastischer Ritt durch diverse Genres, mit einem mörderisch guten Schlagzeuger, einem dynamisch Bass spielenden Sänger und einem generell sehr wilden Stilmix inklusive SciFi-mäßigen, via Keyboard gespielten Synthies. Deren Merch wurde nach dem Gig auch entsprechend überrannt und gefühlt leergekauft. Super gute und sympathische Menschen.
Year Of No Light waren im Juli 2011 auf dem tschechischen Fluff-Fest in musikalischer Hinsicht eine Art „Offenbarung“ für mich. Die Franzosen spielten sich mit ihrem brachialen, aber auch atmosphärischen Postmetal in einen instrumentalen Rausch, während im Hintergrund die Sonne langsam unterging und seitdem bin ich absoluter Fan dieser Band. Seitdem habe ich YONL noch 2x live erleben dürfen (zuletzt am 10.08.2016 gemeinsam mit Ghost Bath und Monarch in der Dresdner Chemiefabrik) und auch dieses Mal war es (trotz des überfüllten Ladens) wieder ein Ereignis und eine Freude, daran teilhaben zu dürfen. Auf der Bühne agierten dabei 6 Personen gleichzeitig, also 2 Schlagzeuger, die nebeneinander sitzen (wovon einer gelegentlich auch das Keybord bediente) sowie 3 Gitarristen und 1 Bassspieler. Dabei spielen YONL dermaßen intensiv und „in die Glieder fahrend“, dass einem Angst und Bange werden kann, mich aber zutiefst zu begeistern wusste, z.B. mit dem großartigen Meisterwerk „Alètheia“ vom aktuellen Album. Das nächste Mal aber bitte einfach 20-30 Tickets weniger verkaufen und alle können das Konzert besser genießen 😉

18.02.2023 | Dresden – HD – Die Rock- & Metalbar | Ancst, Slapface, We Are Doomed | zur liste ↑

Nachdem eigentlich ein Ausflug nach Jena zu EA80 geplant war, dies aber tatsächlich 1 Tag vor diesem Abend leider abgesagt wurde, musste eine entsprechende musikalische Frustverarbeitung her. Da bot es sich an, dass das HD (in den Räumlichkeiten des ehemaligen Heavy Duty) in der Dresdner Neustadt das 4-jährige Bestehen feierte und zu meiner Freude u.a. Ancst aus Berlin eingeladen hatte, die ich bis dato tatsächlich stets verpasst hatte und schon länger mal sehen respektive live anhören wollte. Im HD empfehle ich das Tragen von Klamotten, die sowieso zeitnah in der Wäsche landen sollen, da dort wie „früher“ gnadenlos und für mich grenzwertig viel geraucht wird. Sei es drum, die erste Band, We Are Doomed aus Dresden, spielte bereits bei Eintreffen und es wurde klassischer Crustcore/-punk mit doomigen Elementen kredenzt. Auf Dauer und zu Hause auf Albumlänge keineswegs was für mich, aber live an dem Abend durchaus kurzweilig. Mit Hoppel sitzt da auch ein Dresdner Urgestein (früher Todschicker, Anus Praeter und Plastic Surgery Disaster, aus denen We Are Doomed offenbar hervorgingen?) an der Schießbude.
Die zweite Band Slapface (ebenfalls aus der Landeshauptstadt) war überhaupt nicht mein Ding, eine Art mäßiger NYHC-Verschnitt mit einer merkwürdigen und irgendwie für mich unpassenden Metalkante. Ich glaube The Crushing Caspars machen auch so eine Art Musik und das ist einfach nichts für mich. Abgehakt.
Die Berliner Ancst dann wie erhofft live tatsächlich ein Megabrett und v.a. stilistisch sehr breitgefächert und abwechslungsreich (Hardcore, (Post-)Black/Death-Metal, Crust usw.). Gefühlt haben die ja bereits 20 Scheiben rausgebracht und auf jenen gehört finde bzw. empfand ich die Band oftmals etwas unstrukturiert(?), als würden alle erdachten Ideen direkt in Songs umgemünzt. So richtig rund finde ich die persönlich dadurch irgendwie nicht, wobei das aktuelle Album (aus meiner bescheidenen Sicht) tendenziell schon mehr in die richtige Richtung geht. Live war das aber kein Problem.
Hose, Pullover und Jacke zu Hause noch ordnungsgemäßig zum Enträuchern auf den Balkon gehangen und ab in die Koje. Und EA80 gibts dann im zweiten Anlauf (hoffentlich) im Dezember zu erleben 🙂

23.02.2023 | Dresden – Chemiefabrik | Agnostic Front, The Heist, Street Hammer (ausverkauft) | zur liste ↑

Wieder mal so eine Art „Revival-Ding“, aber zu Agnostic Front in der Chemiefabrik konnte ich einfach nicht Nein sagen. Das war damals, also über 23 Jahre zuvor, glaube ich mein erstes Konzert, was ich im Leipziger Conne Island erlebt habe und damals war das eine Offenbarung. Die New Yorker hatten vorab glaube ich das „Something’s Gotta Give“-Album herausgebracht, was wir rauf und runter gehört haben. Ich habe die Band danach öfters noch live gesehen (u.a. in Dresden einmal im November 2017 auf dem MAD-Fest vor Cock Sparrer und 2020 auf der generell eher unsäglichen Persistence-Tour mit Gorilla Biscuits, H20, Street Dogs usw. usf.) und fand die trotz aller (sicherlich z.T. auch berechtigten) Kontroversen immer irgendwie interessant, sie hatten halt als sogenannte Urgesteine (jedenfalls für mich) schon eine Art Berechtigung. Die Biografie von Roger Miret habe ich binnen von paar Tagen gelesen und auch wenn er für mein persönlichen Empfinden teilweise ganz schön „over-the-top“-mäßig übertreibt, ist es doch ein äußerst spannendes und v.a. auch kurzweiliges Lesevergnügen. Zurück zum Abend, eröffnet wurde dieser pünktlichst von der Hardcoreband Street Hammer, die direkt zeigten, wo derjenige bei ihnen hängt. Die Band ist ein interessantes Konglomerat von diversen verdienten Dresdner Musikern (Sänger von den nicht mehr existenten Minus Hope, die ich mal vor Terror an selber Stelle erlebte, dazu ein Gitarrist der Dresdner Punkband Deep Shining High und der Bassist von diversen ehemaligen Bands wie (ebenfalls) Minus Hope, GORP) und haben mich wirklich abgeholt. Teilweise ging das sogar in eine Modern Life Is War-Richtung. Ca. 20 Minuten Setlänge – well done, gerne mal wieder!
Die nächste Band, The Heist, ebenfalls aus Dresden (u.a. mit dem Sänger der lokalen HC-Band Risk It!) haben die Setlänge der Street Hammer dann nochmal um gute 10 Minuten unterboten (zum Vergleich: hier gibts ein Set der Band von 2015 mit 8:55 Minuten Spielzeit). Viel Aktivität v.a. auf der Bühne, aber eine Toiletten- oder gar Rauchpause konnten sich die Anwesenden angesichts der maximal 15 Minuten Spielzeit kaum erlauben.
Als letztes dann die Legende Agnostic Front von der Lower East Side aus New York mit einem durchaus „soliden“, aber wenig spektakukären Auftritt, was angesichts des Alters von Gitarrist Vinnie Stigma (67 Jahre jung) sowie einem noch sichtlich angeschlagenen, 58-jährigen Roger Miret (Er hatte in den letzten Jahren eine körper- als auch kostenzehrende Krebsbehandlung hinter sich) durchaus nachvollziehbar war. Stigma fegte wie immer wie ein Derwisch über der Bühne und kurz vor Auftrittsende hätte er fast noch einem Bühnengast die Klampfe über den Schädel gezogen. Die Stimme von Miret hatte definitiv auch schon deutlich bessere Zeiten erlebt, z.T. klang das erstaunlich dünne. Wie auch immer, es gab recht viele Stücke aus der Frühzeit (vom Debütalbum „Victim In Pain“ sowie der „United Blood“ EP), glücklicherweise nichts aus der metallischen Phase (Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre), dazu das eingängige „For My Family“ ebenso wie natürlich das unvermeidliche „Gotta Go“, was aber bestens mitten ins Set eingebettet und nicht als Zugabe gespielt wurde sowie die Cover von Iron Cross („Crucified“) und Ramones („Blitzkrieg Bop“) als finaler Rausschmiss auf die Lauscher. Über die ständigen „Cirle Pit“-Ansagen sowie Stigmas Solotrack über Pauly den biertrinkenden Hund hülle ich besser den Mantel des Schweigens 😉 Final abgehakt und gut ist.

26.02.2023 | Dresden – Chemiefabrik | Concrete Winds, Gravpel, Trespasser | zur liste ↑

Aller guten Dinge…blabla. Es stand bereits das dritte Sonntags-„Metal“-Konzert in diesem Jahr an, welches wieder mal von Absurde Rituale kredenzt wurde und mich hatten im Vorfeld v.a. die doch etwas verstörenden Videos der Schweizer Band Gravpel dazu animiert, erneut den Weg in die Chemiefabrik zu wagen.
Als erstes betraten Trespasser aus Schweden die schön hergerichtete Bühne und es folgte direkt das erste Lied des aktuellen Albums inklusive des Fliegeralarmes vorneweg. Insgesamt ein solider, ziemlich oldschooliger BM-Auftritt, der mich aber auch nicht wirklich vom nicht vorhandenen Hocker riss. Zum Ende des Sets wurde noch mit geballeten Fäusten und einer Flagge mit dem Spruch „Death…“ der Arbeiterklasse(?) gehuldigt.

Als nächstes dann schön bizarr nahezu im Mad Max-mäßigen Comicstil überhöht bekleidet die Baseler Anarcho-Metaller Gravpel, die direkt ordentlich los rumpelten und in fieser Art und Weise keiften. Jedoch war der Sound an dem Abend leider nicht der allerbeste, so dass (zumindest an unserer Position, selber schuld?) kaum Gitarren zu hören waren, sondern fast nur der berserkernde Schlagzeuger als auch die Minnegesänge des Shouters. Das aktuelle Album ist schon sehr hörenswert, da es einfach irgendwie „anders“ klingt, mit deutlich politischer Intension aufwartet und irgendwie ins innere Mark vordringt. Es ist schon z.T. sehr schwer verdauliche, aber eindrucksvoll dargebotene Kost, die die ca. 100 Anwesenden im Saal zu spüren bekamen. Zum Ende hin wurde dann auch noch ein Jagdgewehr hochgehalten, was sich im Kontext eines Liedtitels thematisch sicherlich erschließt, aber in der so gezeigten Form gewissermaßen doch etwas irritierend wirkte.

Der Headliner des Abends, die finnischen Concrete Winds waren dann musikalisch weniger meine favorisierte Baustelle. Technisch (denke ich) ziemlich versierter, grindiger Death Metal, jedoch nervte (mich) der Gitarrist und Sänger, da er gefühlt nach jedem Lied die Gitarre neu stimmen oder irgendwas modifizieren musste. So richtig Zug kam dadurch irgendwie nicht in deren Auftritt, weswegen wir uns nach ca. 30 Minuten klammheimlich vom Acker gemacht haben. Und wiederholt habe ich wie schon bei Misþyrming Anfang Januar vergessen, mir direkt beim Merch die Gravpel-LP zu besorgen. Etwas ärgerlich, weil es die Scheibe nirgendwo zu bestellen gibt. Das Plattenregal dankt es mir allerdings 😉

09.03.2023 | Dresden – Beatpol | The Damned, The Pissed Ones | zur liste ↑

Endlich wieder Beatpol, mein zweitliebster Laden in Dresden. Dazu eine legendäre Band, die schmale 28 Jahre zuvor das letzte Mal eben genau in jenem Laden gespielt hatte und die ich selbst 2 oder sogar 3 Mal live erleben durfte, zuletzt im Mai 2018 im Berliner SO36. Und als Krönung auf der Torte wurden ein paar Tage zuvor auch noch die Dresdner The Pissed Ones angekündigt, die den Abend pünktlich 20 Uhr vor (noch) halbvollem Saal eröffneten. Wie immer mit einem bärenstarken Auftritt und schön rotzigem snotty 77er Punk mit vielen eingängigen Stücken wie „Don’t Need You“, „I Stink“ oder „Come And Get It“ vom großartigen aktuellen Album oder „Need No“ vom Debütalbum. Die passende Stimmung war also für die dienstälteste(?) noch existente Punkband mit Originalsänger Dave Vanian angerichtet.

21 Uhr starteten dann also Die Abscheulichen a.k.a. The Damned und zeigten nicht den Ansatz von (öder) Altersmüdigkeit. Es gab ganze 22 Stücke in knapp 1,5 abwechslungsreichen Stunden, wobei der Sound öfters auch mal in „rockigere“ Gefilde abglitt, was der Band auch angesichts des Alters der Beteiligten (Dave Vanien ist immerhin stolze 66 Jahre alt) aber absolut zu verzeihen ist. Das enorm vielfältige Organ von Dave Vanian war eine absolute Wonne für die Ohren (Glenn Danzig gefällt das.) und die Gitarrenfraktion um Basser Captain Sensible schien bestens aufgelegt. In Gänze war es ein wunderbarer Abend in dieser wunderschönen Loction mit einer wirklich toll aufgelegten sowie in Würde gealterten Band mit einem fantastisch aufgelegten Sänger sowie dem Keyboarder Monty Oxymoron als heimlichen Bühnenstar des Abends. Und es war auch schön zu sehen, dass es zumindest ein paar Menschen unter (gefühlt) 25 Jahren auf das Konzert geschafft haben 🙂

12.03.2023 | Dresden – Beatpol | Brutus, Quentin Sauvé (ausverkauft) | zur liste ↑

Nach endlos langen 4 Tagen Abstinenz im Beatpol, der meinem Leben schon so viele wunderbare Abende mit Künstlern wie z.B. Sólstafir, Kvelertak, Baroness, Mono, Cult Of Luna, Long Distance Calling, Chelsea Wolfe, Caspian, Supersuckers, Moneybrother, Against Me!, Turbostaat, Swans, God Is An Astronaut, Anna von Hausswolff, Deafheaven, Regarde Les Hommes Tomber, New Model Army, The Devil’s Trade, Pelican, Saint Vitus, Oma Hans, Christian Steiffen, Russian Circles, Amenra, Wang Wen, Fjørt, Der Weg einer Freiheit, Wolves In The Throne Room, Wiegedood, Au-Dessus, INVSN, Die Arbeit bzw. in den 90er Jahren The Hives, G.B.H., Bambix oder eben auch The Damned vier Tage zuvor beschert hat, ging es pünktlich 20 Uhr vor voller Hütte mit Quentin Sauvé los, dem Bassisten der von mir ebenso geschätzten franzsösischen (Post-)Hardcoreband Birds In Row. Der gute Mann inszenierte ca. 35 Minuten aus diversen Stilen eine interessante Klangwelt mittels Singer/Songwriter-Kram, geloopten Gitarrenparts, Shoegazing und elektronischen Spielereien; wovon mir manche wie die stellenweise an die großartigen Apparat erinnernden und eher elektronisch wirkenden Stücke mehr und die (ruhigen) Songwriter-lastigen Stücke etwas weniger zusagten. Das Publikum nahm das Dargebotene wohlwollend und brav applaudierend zur Kenntnis, aber es schien klar, dass so ziemlich alle Anwesenden im Raum vorfreudig nur auf die Hauptband gewartet haben dürften.
Brutus aus dem belgischen Leuven begannen pünktlich 21 Uhr und fesselten jede verdammte Sekunde ihrer ca. 70 Minuten Spielzeit. Ging es mit „Liar“ vom aktuellen Album „Unison Life“ zum Auftakt noch relativ gemächlich los, brachen spätestens mit dem fantastischen „War“ als drittes Lied des Abends alle Dämme. Was für ein packendes Stück Musikgeschichte, das zart und gefühlvoll beginnt und dann über einen postrockigen Part in grandioser Manier zu einem richtigen Hardcore-Punk-Brecher ausartet, was diese Band (auf ihre Art) mit der gleichzeitig Schlagzeug-spielenden Sängerin Stefanie Mannaerts auch so einzigartig macht. Überhaupt ist es dank des in einer Linie mit Bassist und Gitarrsten seitlich postierten und um 90 Grad gedrehten Schlagzeug-Sets am vorderen Bühnenrand grandios anzusehen, wie technisch anspruchsvoll es ist, ein solches zu spielen, was ihr aber mit eine scheinbaren Mühelosigkeit grandios zu gelingen scheint. Später im Set tauchte zu meiner Freude auch noch das wunderschöne „What Have We Done“ auf. Scheinbar mühelos ackerte sich das sympathisch wirkende Trio durch diverse Genres von balladesken Stücken über (sphärischen) Postrock bis hin zu Hardcore-Punk-Brechern und das Ganze wirkte dabei in keiner Sekunde künstlich inszeniert oder aufgesetzt. Die Band bedankte sich rührig für die gefühlt nicht enden wollenden Begeisterungsstürme, die sie selbst nahezu mühelos ausgelöst haben.
Mich persönlich würde mal eine Kooperation mit Bands aus dem Church of Ra-Umfeld reizen, aber das wäre eine andere Geschichte für sich.

14.03.2023 | Berlin – Huxleys neue Welt | Igorrr, Amenra, Der Weg einer Freiheit, The Hangman’s Chair | zur liste ↑

Mit dem zweiten von 3 Konzerten im Huxleys binnen von knapp 2 Monaten (Zuvor war ich dort meines Wissens nur je einmal (oder zweimal?) bei Social Distortion sowie im August 2016 bei Mastodon und im Oktober 2018 bei Beach House) stand u.a. der jährliche Pflichtbesuch der belgischen Amenra an diesem Dienstagabend auf der Agenda. An relativ überschaubar schmeckendes Berliner Pilsner (400 ml für 5€) habe ich mich mittlerweile gewöhnt und u.a. auch das ist einer der vielen Gründe, diesen „großen“ Konzerten eigentlich nur noch in Prag statt in Berlin oder anderen (deutschen) Großstädten beizuwohnen. Sei es drum, die „Goldene Stadt“ stand bei diesem ungewöhnlich zusammengestellten Tour-Package eben leider nicht auf dem Tourplan, also musste Berlin dran glauben.
Punkt 19 Uhr starteten die aus Paris kommenden The Hangman’s Chair, die die ersten 30 Minuten des Konzertabends eröffnen durften. Die Band spielte im Mai 2022 auch gemeinsam mit Celeste in der Dresdner Chemiefabrik, wo ich aber selbst keine Zeit hatte und es beim Hören und Beäugen der Band auch nicht wirklich bereut habe. Die Musik schleppte sich irgendwie uneinprägsam dahin (Paradise Lost?), der Habitus der Band gefiel mir gleichermaßen ebenso wenig wie der irgendwie unpassende(?) Gesang, der mich an Alternative-Bands aus den 90ern erinnerte. In einem Review von metal.de habe ich folgendes gelesen: „Der schleppende, melancholisch-atmosphärische Mix aus bedrückend-nihilistischem Doom Metal und einschlägigem Sludge-Sound macht schnell deutlich, dass HANGMAN’S CHAIR hier definitiv keine Platte zum Wohlfühlen aufgenommen haben.“ Vielleicht tue ich der Band einfach unrecht, aber diese wirkten auf der riesigen Bühne etwas deplatziert und am Ende funktioniert das in einem Club vielleicht auch besser. Ich weeß es doch och ni?

Als zweite Band bekamen dann Der Weg einer Freiheit aus Würzburg 15 Minuten mehr Spielzeit als die Auftaktband, die sie gekonnt mit genau 5 Liedern auszufüllen vermochten. Ich mag die Band grundsätzlich, aber finde deren Liveauftritte klanglich leider immer ein Stück weit zu professionell(?) bzw. perfekt (arrangiert und choreografiert); mit einem etwas räudigeren bzw. dreckigeren Livesound ala den Brüdern im Geiste aka Downfall Of Gaia würde ihr Post-Black Metal (auf mich) einfach noch eine Spur mitreißender klingen. Nichtsdestrotrotz ein solider Auftritt u.a. mit dem grandiosen „Am Rande der Dunkelheit“ vom tollen aktuellen Album „Noctvrn“.

Die mittlerweile im belgischen Gent beheimateten Amenra waren der Hauptgrund für die Reise in die Hauptstadt, sind deren intensiven und beeindruckenden Liveshows doch jedes Mal aufs Neue ein Fest für alle Sinne. Interessanterweise hatte ich die Band auch in Berlin das 1.Mal über 6 Jahre zuvor im Lido überhaupt live erleben dürfen. Glücklicherweise wurden dieser zumindest 55 Minuten Spielzeit zugestanden, was nur ca. 1-2 Liedern weniger als dem aktuell normalen Set entspricht, welchem ich 2022 in Prag (MeetFactory) und Dresden (Beatpol) zweimal beiwohnen durfte. Summa summarum gab es genau 6 Stücke, wobei mich dieses Mal das monolithisch-mächtige „Am Kreuz“ als viertes Stück des Sets (inklusive einem sphärischen, instrumentalen Intro des Gitarristen Lennart Bossu) völlig in den Bann gezogen hat. Dass sie dann mit dem nachfolgenden „A Solitary Reign“ als meines Erachtens bestes je in diesem Subgenre fabrizierten Stückes noch ein veritables Ass im Ärmel (über) hatten, zeigt die Ausnahmestellung dieser immer wieder herausragenden Liveband. Was ich mittlerweile bei den Konzerten richtig gut finde, ist der Umstand, dass Sänger Colin H. van Eeckhout mittlerweile häufiger auch mit wunderbarem Klargesang punkten kann, bspw. in „De Evenmens“, das live aber im Gegensatz zur Langrille leider ohne Caro Tanghe von den großartigen Oathbreaker vorgetragen wurde.

Auf der Headlinerposition folgte dann ein ca. 1,5-stündiger irrwitziger Trip der französischen Igorrr. Das Dargebotene ist schwer zu beschreiben, denn ich war von dem absurd inszenierten als auch dargestellten Stilmix aus dutzenden Genres heillos überfordert, fand das Treiben aber dennoch irgendwie faszinierend als auch gleichermaßen verstörend. Abgefeuerte Death- / Black-Metal-Attacken folgten auf barocke, Kammermusik-mäßige Zwischenstücke, die wiederum von Break- / Deathcore abgewürgt wurden und in Dubstep-mäßigen Parts ausuferten. Und das alles binnen eines(!) Liedes…Hallelujah! Das gesamte Programm wirkte bisweilen irgendwie zusammengewürfelt, chaotisch und unstruktiert, was sicherlich genau so gewollt ist und z.B. einem gewissen Mike Patton (Hallo Mr. Bungle!), den ich für seine kreative Vielseitigkeit durchaus zu schätzen weiß, gefallen dürfte. Dass ausgerechnet der DJ der Band, dessen Pult statt dem Schlagzeug mittig hinter der Band stand, allein die finale Zugabe „Very Noise“ darbot, setzte dem ganzen Spektakel abschließend noch irgendwie die Krone auf. Das z.T. recht merkwürdig wirkende Publikum fand es scheinbar großartig und ich kann es für mich gar nicht so richtig final einorden; dafür fehlt mir offenbar die passende Schublade im Kopf. Wer es sich zutraut, kann ggf. mal mit dem aktuellen Album versuchen, das Ganze nachzuempfinden. Erlebt und abgehakt.

18.03.2023 | Berlin – Huxleys neue Welt | Cult Of Luna, Russian Circles, Svalbard (ausverkauft) | zur liste ↑

Zum Abschluss der diesjährigen Huxleys-Trilogie ging es also lediglich vier Tage nach den wahnwitzigen Igorrr sowie den stets einzigartigen Amenra erneut in den früheren (und an diesem Abend ausverkauften) Neuköllner Bierpalast. Der Soundcheck und die damit verbundene Einlasszeit verzögerte sich um ca. 30 Minuten nach „hinten“, weswegen draußen schon eine schier ewig lange Schlange stand und meine anfängliche Befürchtung, dadurch eventuell die großartigen Svalbard aus dem englischen Bristol zu verpassen, bewahrheitete sich glücklicherweise nicht. Ich hatte die Band 2019 gemeinsam mit den fantastischen Envy in Berlin gesehen und war von deren angenehmer Frische bzw. musikalisch doch irgendwie andersartigen Herangehensweise direkt angetan.
Das sehr sympathisch wirkende Quartett um Gitarristin und (Haupt-)Sängerin Serena Cherry legte dann genau 19 Uhr mit ihrem furiosen Mixgewitter aus Post-Hardcore & -Metal los, wobei v.a. der Schlagzeuger ein ordentlich auspowerendes Workout hinzulegen schien. Zwischendurch wurden auch leisere Töne gespielt, die aber kurz darauffolgend von druckvollem Geballer abgelöst wurden und es gab zudem auch einige neue Stücke auf die Lauscher. Die Band bedankte sich artig und auf erfrischend-positive Weise ehrlich bei den 2 Hauptbands, die laut Serena wohl beide großen Einfluss auf die Gründung von Svalbard gehabt haben sollen und der Band nun zudem wieder das Touren nach der langen Pause aus bekannten Gründen ermöglichten. Kurzum, ein knackiges Set einer wirklich tollen Band, deren neuer Stoff definitiv Lust auf mehr macht.

Als erster von zwei (meines Erachtens als absolut gleichberechtigt zu sehenden) Headlinern des Abends knallten dann Russian Circles aus Chicago (USA) dem Publikum mit dem Auftakttrack „Betrayal“ einen richtig fetten, instrumentalen Post-Metal-Brocken vor den Latz und gaben somit die Marschrichtung ihres Auftrittes vor. Richtig gut fand ich, dass die Band ihre Stücke im Livekontext durchaus etwas variieren kann und diese überhaupt nicht einfach nur 1:1 wie von den Studioaufnahmen nachgespielt klingen. Das Set umfasste eine Reise quer durch die nicht eben kleine RC-Diskografie mit Liedern aus (immerhin) 6 von 8 Alben, wobei der Schwerpunkt natürlich auf dem tollen aktuellen Album „Gnosis“ lag und der Titeltrack für mich einer der Höhepunkte des an ebensolchen nicht gerade armen Auftritts war. Dass das Trio ihr Handwerk grundsätzlich einwandfrei versteht, kann in dieser eindrucksvoll gespielten Session nachvollzogen werden.

Als letzte Band dann die schwedischen Cult of Luna, die ich bislang auch schon zweimal erleben durfte (2013 im Dresdner Beatpol im Rahmen des „Vertikal“-Albums sowie 2019 in Prag auf der „A Dawn To Fear“-Tour gemeinsam mit Brutus und A.A. Williams). Live sind die eine absolut beeindruckende Macht, was schon allein die 2 parallel spielenden Schlagzeuger (u.a. mit Magnus Lindberg, dem Produzenten bzw. Mixer vieler toller Alben von z.B. Refused, Tribulation, neànder und auch eben Russian Circles) eindrucksvoll untermauern; die mächtige COL-Wall of Sound baute sich zusätzlich auf drei Gitarristen, einem Bassist, einem Keyboarder sowie einer, entsprechend dem Ambiente passenden, sphärischen Lichtshow auf. Zum Auftakt gab es das formidable, knapp 10-minütige „Cold Burn“ vom großartigen aktuellen Album „The Long Road North“, welches mir in der Gesamtheit auch ein Stück weit besser als der Vorgänger „A Dawn To Fear“ gefällt, wobei von selbigem glücklicherweise auch das großartige „The Silent Man“ sowie das fast schon majestätisch anmutende „Nightwalkers“ den Weg in die gute 90-minütige Setlist geschafft hatten. Sänger und Gitarrist Johannes Persson ist eine optische als auch akustische Urgewalt, dem die schiere Verzweiflung in der Stimme auch im Livekontext überzeugend gelang. Alles in allem sollte (es) den ca. 1500 Menschen im Huxleys völlig klar gewesen sein, dass sie da zwei absolut herausragende Referenzbands im Post-Metal-Genre am Beginn ihrer Europatour in Höchstform erleben durften. Well done, diesmal leider auch wieder nicht Prag realisierbar 🙁 Aber wer will da schon jammern…?

24.03.2023 | Dresden – Beatpol | Wiegedood | zur liste ↑

Es fällt mir schwer, zu dem Gig der belgischen Wiegedood die passenden Worte zu finden. Runtergebrochen würde das Wort K R A S S als Einordnung sicherlich ganz gut passen? Musik für den nihilistischen und lebensfeindlichen Wahnsinn in Schützengräben oder Folterkammern? Der Soundtrack für Artillerieangriffe, für Guantanamo? Einst wurde ich durch das erste (mir) bekannte Stück der Band quasi infiziert und habe die Band seitdem durch alle Alben hindurch „begleiten“ und ca. 8-9x live sehen dürfen, z.B. mit dem ersten Album in der Chemiefabrik, mit dem zweiten Album im Dresdner Bärenzwinger, als Vorband von Wolves In The Throne Room im Beatpol, 2019 zweimal als Vorband von EA80 in Berlin und Leipzig sowie letztes Jahr in Berlin) und kann deswegen eine wirklich objektive Bewertung der Band kaum mehr vornehmen 😉 Kurzum, als absoluter Fan der Band war der neuerliche Besuch des Beatpol selbstredend Pflicht und jener war ähnlich wie schon 2018 (wenn überhaupt) halbgefüllt. Sei es drum, die Band zelebriert eben einfach auch absolute „Nischenmusik“ für Menschen mit Hang zu extremer Musik und eröffnete ihr Set ohne einführendes Gefasel mit dem beinahe hypnotischen und gleichsam brutalen „FN SCAR 16“ vom aktuellen Album, dessen Liedtitel mutmaßlich nicht willkürlich nach einem Maschinengewehr benannt wurde und damit größtenteils auch den Rhythmus des Auftritts vorgab. Der Angriff auf das Hörzentrum des Gehirns ist ein nicht unwesentlicher Part von Auftritten dieser Band und das wurde im Rahmen des ca. 70-minütigen Konzertes eindrucksvoll und dauerhaft untermauert, wobei es mir persönlich manchmal schwerfällt, die oftmals extrem fies gespielten bzw. gesungenen Parts mit den eher ruhigeren Passagen in eine Art persönlichen Einklang zu bringen. Der „Gesang“ von Levy Seynaeve (früher u.a. auch bei Amenra beheimatet) maändert dabei von Keifen, Schreien, Growlen bis hin zu Didgeridoo-artigen Obertönen, z.B. im grandiosen „Ontzieling“ vom 2.Album „De Doden Hebben Het Goed II“, und fasziniert mich dabei jedes Mal aufs Neue. Das Trio sparte nicht mit (in ihrem Rahmen gesteckten) recht einzigartigen Hits und ballerte großartige Stücke wie z.B. die enorm einnehmenden „Until It It Is Not“ oder auch „Now Will Always Be“ vom aktuellen Album aus dem belgischen MG-Ärmel. In der Gesamtheit sind Wiegedood ein grandioses musikalisches Gesamtkunstwerk mit einem absoluten Alleinstellungmerkmal, das ziemlich unerwartet mit einem Disco-tauglichen und beinahe technomäßigen Remix-Outro gekrönt wurde. Jede belgische Fritte darf sich gerne headbangend verbeugen bzw. was gäbe es da letzlich noch hinzuzufügen?
PS: Ggf. sei vielleicht noch zu erwähnen, dass die Band seit jeher mit den so ziemlich miesesten Merch-Layouts der Welt aufwarten kann, aber irgendwas ist ja immer 😛

25.03.2023 | Dresden – Beatpol | The Handsome Family, A.S. Fanning | zur liste ↑

Nur einen Tag nach dem quasi vertonten Weltuntergang ging es erneut in den im Dresdner Stadtteil Briesnitz gelegenen Beatpol zur „Schönen Familie“ aka The Handsome Family, die mir bis dato ehrlicherweise nur aufgrund des tollen Titeltracks „Far From Any Road“ der düsteren Thriller-/Krimi-Serie „True Detective“ ein Begriff waren. Ein größerer musikalischer Kontrast zu Wiegedood außer eventuell einem rein klassischen Konzert schien mir kaum vorstellbar 😉
Im gut gefüllten Beatpol enterte der irischstämmige und mittlerweile wohl in Berlin beheimatete A.S. Fanning dann kurz nach 20 Uhr solo und ausschließlich mit Gitarre bewaffnet die Bühne und spielte dann für etwa 40 Minuten seinen folkigen, etwas düster angehauchten Indiekram irgendwo zwischen Ryan Adams, Adam Green und Nick Cave, der zwischendurch mit teilweise recht unterhaltsamen Ansagen aufgelockert wurde. Richtig nervig war allerdings ein Teil des Publikums in den vorderen (seitlichen) Bereichen des Saales: Wenn ich mich schon lautstark ausgerechnet während(!) eines Konzertes unterhalten(!!) muss, dann doch bitte von mir aus irgendwo weiter hinten an der Bar, aber nicht so, dass es andere Menschen penetrant stört. Den Hörgenuss hat es dadurch leider etwas gemindert.

Bei The Handsome Family war es dann (gesprächstechnisch) weitaus ruhiger im Saal und das eigentliche Duo, bestehend aus den Eheleuten Brett und Rennie Sparks überzeugte in Bandbesetzung mit einer sehr abwechslungsreichen Mischung aus z.T. recht düster-alternativem Indie-Folk und (Gothic-)Country sowie einem tollen Gesang, der mich je nach Lied(teil) sowohl an Nick Cave als auch Johnny Cash erinnerte, wobei die ausschließlich von Rennie Sparks geschriebenen Texte wohl auch recht drastisch und abstrus sein sollen, eine (bzw. die einzige?) Buchveröffentlichung von ihr ist passenderweise mit Evil betitelt. Die oftmals auch sehr augenzwinkernden Ansagen wirkten auch aufgrund der begeisternden Reaktionen des Publikums sehr dankbar und ich denke das war an dem Abend trotz der (manchmal) übertrieben freundlichen Art von US-amerikanischen Künstlern durchaus aufrichtiger Natur. Toll fand ich auch, wie Rennie und Brett bei den Zugaberufen fast schon niedlich und ungläubig erstaunt wirkend Arm in Arm am Rand der Bühne standen. Ein etwas anderes, aber wirklich nachhaltig schönes und herzerwärmendes Konzerterlebnis und viel mehr als nur die Band, die der breiteren Masse möglicherweise lediglich durch das „True Detective“-Intro ein Begriff ist.

28.03.2023 | Dresden – Kulturpalast | Helge Schneider (ausverkauft) | zur liste ↑

Der großartige und (meines Erachtens) wahrscheinlich oftmals völlig zu Unrecht belächelte und dadurch ggf. auch unterschätzte Großmeister Helge Schneider gastiert in schöner Regelmäßigkeit in Dresden. Ich habe ihn schon in diversen Örtlichkeiten der Stadt öfters live erleben dürfen: bestimmt allein 4-5x bei den Filmnächten am Elbufer und in der Jungen Garde bzw. dort zuletzt im September 2020, was im Zusammenspiel mit dem damals veröffentlichten und sehr guten Albums „Mama“ und dem Sohnemann am Schlagzeug einfach nur fantastisch war, weil es ja doch in eine kulturell recht „dunkle Zeit“ fiel. Generell wurde ich vom Mülheimer Urgestein bislang live noch nie enttäuscht und so stand der Besuch des altehrwürdigen Kulturpalastes mal wieder auf der Agenda (zuletzt war ich dort bei Helge im Januar 2007, also mehr als schmale 16 Jahre zuvor). Im Gepäck hatte Helge ein neues Album bzw. lief die Tour auch unter dem Motto des Albumtitels „Der letzte Torero“. Der Schwerpunkt lag dadurch fast ausschließlich auf den neuen Liedern, die ich mir bis auf den großartigen Titeltrack „The Last Torero“ vorab auch gar nicht angehört hatte und mich dadurch völlig unbefangen dem Konzert hingeben konnte. Heraus kam dabei wieder ein Potpourri von textlichen und musikalischen Skurrilitäten: durchtrieben-kluge Ansagen bzw. kurze hörspielartige Gechichten sowie eine Menge Musik in der Helge-typischen und sehr breit gefächerten musikalischen Auslegung (Jazz, Impro, Blues, Klassik usw.). Er wurde dabei von einer kleinen Band begleitet (Schlagzeuger, Kontrabassist und Gitarrist) und Sergej Gleithmann vollführte natürlich wie immer eine seiner sonderbar-eigentümlichen sportlichen Einlagen. Am besten fand ich die Stücke „Horses“, „The Good Doctor“ (mit der Quintessenz: Ärzte sind immer schuld!) sowie das fast schon unangenehm lustige „The Wizard / Der Zauberer“ mit einem auf der Bühne auch sehr anschaulich nach- bzw. dargestellten Scheißhaus-Zwischenpart und natürlich wurden zudem auch Klassiker wie „Katzeklo“ (in einer ziemlich speziellen „Extended Version“), „Wurstfachverkäuferin“, „Texas“ und „Der Telefonmann“ dargeboten. Zum Ende hin gab es sogar noch ein Drummer-Duell vom Allerfeinsten, was ich von Helge so (glaube ich) auch noch nicht erlebt habe? Bei allem „Ulk“ zeigte Helge auch wieder beeindruckend, was für ein toller Multiinstrumentalist er ist (Saxophon, Orgel, Trompete, Klavier, Schlagzeug). Kurzum, es war wieder ein wunderbar kurzweiliger Abend, der leider viel zu schnell vorbei war und ein begeistertes Publikum hinterließ; etwas negativ waren (nervige und unlustige) Zwischenrufe von diversen Personen im Publikum, die es einfach nicht checken, dass sowas einfach nur stört…und Helge sogar warnschussmäßig spaßeshalber verbal dazu trieben, das Konzert deswegen abzubrechen. Als Rausschmeißer gab es final noch das Sandmännchen in einer speziellen Helge-Version. Was mir persönlich jetzt nur noch fehlt, wäre nach dem letzten und mittlerweile fast 20 Jahren alten Meisterwerk „Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm“ mal wieder ein neuer Film. Los jetzt!

01.04.2023 | Dresden – Beatpol | Freunde der italienischen Oper, Die Art (ausverkauft) | zur liste ↑

05.04.2023 | Dresden – Riesa Efau | Syberia, TÖRZS | zur liste ↑

06.04.2023 | Dresden – Ostpol | True Moon, My Octopus Mind | zur liste ↑

11.04.2023 | Dresden – Chemiefabrik | Ultra Silvam, Gleichmacher | zur liste ↑

13.04.2023 | Dresden – Chemiefabrik | neànder, Kaskadeur | zur liste ↑

14.04.2023 | Dresden – Chemiefabrik | Wolves In The Throne Room, E-L-R, Praise The Plague (ausverkauft) | zur liste ↑

16.04.2023 | Dresden – Beatpol | Whispering Sons | zur liste ↑

24.04.2023 | Berlin – Cassiopeia | Downfall Of Gaia, Deathrite | zur liste ↑

26.04.2023 | Berlin – Lido | King Dude, Joanna Gemma Auguri | zur liste ↑

27.04.2023 | Dresden – Zentralwerk | Pöbel MC, Donkeykid, Schrottgrenze, Nichtseattle | zur liste ↑

28.04.2023 | Kiel – Die Pumpe | Erik Cohen | zur liste ↑

30.04.2023 | Dresden – Beatpol | La Dispute, Pool Kids, Oceanator (ausverkauft) | zur liste ↑

04.05.2023 | Dresden – Schauburg | $ick | zur liste ↑

09.12.2023 | Jena – Kassablanca | EA80, Bonustracks (ausverkauft) | zur liste ↑

Zum neunten Mal EA80 live (das erste mal davon überhaupt in Jena -> toller Laden! Und so viele Menschen, die sich um die Wegeführung gekümmert haben 😛) und als die ersten anfänglichen Hürden überstanden waren (ich fand es zumindest während der Anfangsphase erstmal etwas „unstrukturiert“) wurde es ein wie immer famoses E r l e b n i s. Meines Erachtens gab es 4 neue Stücke („Am Abgrund“ / „Vergoldet“ / „Stecker“ -> mit Voraberklärung zum Inhalt des Liedes, gab es sowas schon mal? / „Elektrizität“) sowie vor der Zugabe das Stück „Die letzte Frage“ von der neuen EP. Es wurde an diesem Abend ein nahezu lieblich-bunter Liedermix von fast allen Alben außer von „Reise“ / „2 Takte später“ / „Hinter den Dingen“ gespielt, davon gleich fünf Stücke von der „Definitiv: Ja“-Langrille. Meine persönlichen Highlights waren an diesem Abend „Manchmal“ / „Definitiv: Ja“ (schöne Noise-Orgie am Schluss, die fast von Wiegedood hätte sein können) / „Gast“ / „Fort von krank“ (tolle Ansage vorab und bezüglich radikaler Selbstfürsorge ein eigentlich immer und überall relevanter & aktueller Text) / „Riot Grrrrrrls“ (Saugutes „Intro“) / „Fliegen“ (bedarf es dafür irgendwelcher weiterführernder Worte?) / „Schlusslicht“ (musikalisch sowieso Wahnsinn und der epische finale Kampf von Junge mit dem Mikro, dem dazugehörigen Kabel, dem Mikroständer & seiner Gitarre war sehr interessant zu beobachten…) / der mehrere Minuten im Schwitzkasten von Junge gefangene „Stagediver“ (war der evtl gecastet oder einfach nur zu jung?) bzw. andere No-go’s bei EA80: Mitklatschen im Takt eines Liedes sowie Diebstahl der Setlist (und das Zerreißen selbiger am Schluss) und schlussendlich Junges Hasstirade auf generellen Nebeleinsatz und rotem Licht auf Konzertbühnen (wie kommt er dann eigentlich bei Gigs von düsteren Bands wie bspw. Ultha oder Wiegedood klar?). Etwas nervig waren dauersaufende Nervbolzen und die Bar im Konzertraum ist immer irgendwie „anstrengend“. Aber es war gleichermaßen auch erfreulich zu sehen, dass Schlaugzeuger Nico die knapp 2h durchgehalten hat (und im Gegensatz zu den restlichen schwarztragenden Bandkollegen mit dem Shirt von The Damned bekleidet, die ich dieses Jahr auch grandios fand), der Klotzs-Drummer stand ja btw (eventuell auch als Backup-Variante?) am Merch. Die für die eigentlich geplante Vorband Alien Fight Club spontan eingesprungenen „Bonustracks“ aka EA80-Klonwesen waren mit ihren ca. 15 Minuten Spielzeit übrigens kurzweilig, wobei mich diese 40er-Stücke bis auf 5-6 Ausnahmen (z.b. Stein, Matrix) nicht so sehr abholen. 20 Penunsen für die neue EP ärmer ging es danach bei absolut räudigem Autofahrwetter straight zurück nach Hause.
Es war wieder mal ein Abend, der wie nach allen bislang erlebten EA80-konzerten ordentlich „nachhallt“ und auch einen Tag später noch nachhaltig den Geist beschäftigt. Zusammengefasst war es eigentlich (wie fast zu erwarten) eines der Konzerthighlights in diesem an tollen Konzerten nicht eben armen Jahres. Und hoffentlich müssen wir jetzt nicht wieder fast 4,5 endlos lange Jahre auf das nächste Konzert warten.
PS: ein weiteres No-go sind übrigens Forderungen nach zu spielenden Stücken (sie werden sowieso niemals darauf eingehen). Eine Band mit einem solch reichhaltigen Repertoire hat alle Rechte, das von ihnen als relevant zu empfindende / passende whatever zu spielen. Hätte ich aber irgendeine Art von Einflussmöglichkeit, wäre ich von Stücken wie bspw. „Jena soll brennen“, „Nr. 1“, „Die Suche“, „Balsam“, „Licht!“, „Erinnerung“, „Kleine Welt“, „Marthy“, „Innenraum“, „Sollen sein“, „Was ist geblieben?“, „Sofakissen“, „Auf Wiedersehen“, „Keeney“ verzückt gewesen. Aber egal, entweder schon mal erlebt oder es kommt nochmal die Gelegenheit…und angesichts von „Fliegen“ live erübrigt sich sowieso jede Diskussion?!?